Bischof em. Dr. Josef Homeyer ist verstorben

Geschrieben von KjG Büro

Erstellt: 30. März 2010

Der emeritierte 69. Bischof von Hildesheim verstarb heute Morgen im Hildesheimer Bernward-Krankenhaus unerwartet an den Folgen einer Operation.

Dr. Josef Homey­er wur­de am 1. August 1929 in Har­se­win­kel im Kreis Güters­loh als Sohn eines Bau­ern gebo­ren. Nach dem Stu­di­um der Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie in Müns­ter und Inns­bruck erhielt er am 11. Febru­ar 1958 in Müns­ter die Pries­ter­wei­he durch Bischof Micha­el Kel­ler. Bereits 1955 war Homey­er mit einer Arbeit über „Ent­wick­lung und Begriff der Sozio­lo­gie“ zum Dok­tor der Phi­lo­so­phie (Dr. phil.) pro­mo­viert wor­den. Sei­ne Kaplans­jah­re ver­brach­te er von 1958 bis 1961 in Waren­dorf (St. Josef) und Mett­in­gen (St. Aga­tha) und war danach Diö­ze­san­seel­sor­ger für das Land­volk, schließ­lich von 1966 bis 1971 Schul­re­fe­rent in Müns­ter. Wegen sei­ner Ver­diens­te wur­de ihm schon 1971 der Titel „Päpst­li­cher Haus­prä­lat“ ver­lie­hen. 1972 wur­de Homey­er Sekre­tär der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und Geschäfts­füh­rer des Ver­ban­des der Diö­ze­sen Deutsch­lands (VDD). Bis 1975 wirk­te er zudem als Sekre­tär der Gemein­sa­men Syn­ode der Bis­tü­mer in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. In die­sen Ämtern beein­fluss­te er nicht nur kirch­li­che, son­dern maß­geb­lich auch wich­ti­ge natio­na­le und inter­na­tio­na­le Ent­wick­lun­gen, unter ande­rem die Aus­söh­nung der pol­ni­schen mit der deut­schen katho­li­schen Kir­che. Am 25. August 1983 ernann­te der dama­li­ge Papst Johan­nes Paul II. Dr. Josef Homey­er zum 69. Bischof von Hil­des­heim und am 13. Novem­ber 1983 weih­te ihn der dama­li­ge Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und Erz­bi­schof von Köln, Joseph Kar­di­nal Höff­ner, im Hil­des­hei­mer Dom zum Bischof von Hil­des­heim. Mit­kon­se­kra­to­ren waren der Metro­po­lit der Kir­chen­pro­vinz Pader­born – wozu das Bis­tum Hil­des­heim damals gehör­te – Erz­bi­schof Johan­nes Joa­chim Degen­hardt und Homey­ers Amts­vor­gän­ger Hein­rich Maria Jans­sen. Mehr als zwei Jahr­zehn­te spä­ter ver­ab­schie­de­te das Bis­tum sein Ober­haupt am 20. August 2004 in den Ruhe­stand. Wis­sen­schaft, Spi­ri­tua­li­tät, Part­ner­schaft Diö­ze­san­syn­ode, Bene­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ter Mari­en­ro­de, For­schungs­in­sti­tut für Phi­lo­so­phie Han­no­ver (FIPH), Boli­vi­en­part­ner­schaft, „Frie­dens­grund“ – das sind nur eini­ge der Begrif­fe, die man mit der fast 21-jäh­ri­gen Amts­zeit des ehe­ma­li­gen Hil­des­hei­mer Bischofs ver­bin­det. Homey­er hat in die­sen zwei Jahr­zehn­ten zahl­rei­che Pro­jek­te und Initia­ti­ven ange­sto­ßen, die bis heu­te Bestand haben. Bald nach sei­ner Wei­he am 13. Novem­ber 1983 berief Homey­er zum Bei­spiel eine Diö­ze­san­syn­ode ein, die wich­ti­ge Wei­chen­stel­lun­gen für die Seel­sor­ge des aus­ge­hen­den 20. Jahr­hun­derts stell­te. Als wich­ti­ges spi­ri­tu­el­les Zen­trum des Bis­tums eta­blier­te er Klos­ter Mari­en­ro­de. Im Mai 1988 konn­te Bischof Homey­er zehn Schwes­tern der Rhein­gau­er Bene­dik­ti­ne­rin­nen-Abtei St. Hil­de­gard für den Umzug nach Mari­en­ro­de gewin­nen. Seit 1998 bil­den die Schwes­tern ein selbst­stän­di­ges Bene­dik­ti­ne­rin­nen-Prio­rat und sind durch ihr Exer­zi­ti­en­haus über­re­gio­nal bekannt gewor­den. Eben­so för­der­te er eine bene­dik­t­i­ni­sche „Cel­la“ in Han­no­ver wie auch eine Gemein­schaft der „Klei­nen Schwes­tern Jesu“ in einem schwie­ri­gen Wohn­vier­tel in Han­no­ver. Für­spre­cher der Jugend Homey­er lag die Jugend­ar­beit immer am Her­zen. In sei­ner Amts­zeit hat sich die Chri­sam­mes­se in der Oster­wo­che zu einer Jugend­mes­se ent­wi­ckelt, bei der sich jun­ge Katho­li­ken aus dem gan­zen Bis­tum tref­fen und gemein­sam ihren Glau­ben fei­ern. Bis­tums­wei­te Aus­strah­lung haben auch die „Jugend­ves­pern“, zu denen der Diö­ze­san­ju­gend­seel­sor­ger alle zwei Mona­te in die Mari­en­ro­der Klos­ter­kir­che ein­lädt. Mit sei­nem „Frie­dens­grund“ woll­te das geist­li­che Ober­haupt des Hil­des­hei­mer Bis­tums jun­ge Men­schen zusam­men brin­gen und vor allem die Bin­dun­gen mit Ost­eu­ro­pa stär­ken: Seit 1990 machen sich jeden Som­mer deut­sche Jugend­li­che auf den Weg nach Osten, um dort mit Gleich­alt­ri­gen aus etwa zehn ost­eu­ro­päi­schen Län­dern gemein­sam zu leben, zu beten und zu arbei­ten. Die­ses inter­na­tio­na­le Zelt­la­ger bringt regel­mä­ßig mehr als 100 Jugend­li­che zusam­men, dar­un­ter vie­le Ortho­do­xe. Vie­le Jah­re hat Bischof Josef aktiv dar­an teil­ge­nom­men. Im Jah­re 1988 wur­de auf Homey­ers Ver­an­las­sung das „For­schungs­in­sti­tut für Phi­lo­so­phie Han­no­ver“ (FIPH) errich­tet, das sich mit sei­ner inter­dis­zi­pli­nä­ren Aus­rich­tung im Grenz­be­reich zwi­schen Phi­lo­so­phie, Theo­lo­gie und Sozio­lo­gie einen guten Ruf erwor­ben hat. Boli­vi­en­part­ner­schaft Wer auf die fast 21-jäh­ri­ge Amts­zeit Homey­ers zurück blickt, der muss auch die Part­ner­schaft mit Boli­vi­en erwäh­nen. Sei­nem Ein­satz ist es ganz wesent­lich zu ver­dan­ken, dass sich die­se Part­ner­schaft aus den klei­nen Wur­zeln Mit­te der 80er Jah­re zu einem wich­ti­gen Pro­jekt des gesam­ten Bis­tums ent­wi­ckelt hat. „Part­ner­schaft, nicht Paten­schaft“ stell­te der Bischof immer wie­der klar. Die Kir­che von Boli­vi­en habe den Men­schen im Bis­tum Hil­des­heim min­des­tens eben­so viel zu geben wie umge­kehrt, sag­te Homey­er oft. In den letz­ten Jah­ren vor sei­ner Eme­ri­tie­rung muss­te der Bischof manch schmerz­haf­te Ent­schei­dung tref­fen. Vor dem Hin­ter­grund sin­ken­der Pries­ter- und Gläu­bi­gen­zah­len sowie schwin­den­der Finanz­mit­tel unter­zeich­ne­te Dr. Josef Homey­er am 15. Dezem­ber 2003 eine „kurz- und mit­tel­fris­ti­ge Struk­tur­pla­nung für die Diö­ze­se Hil­des­heim“, die unter ande­rem das Zusam­men­le­gen von Pfarr­ge­mein­den und die Kon­zen­tra­ti­on von Ver­wal­tungs­struk­tu­ren vor­sieht. Die­se „Eck­punk­te 2020“ gel­ten bis heu­te als Richt­schnur, um das Bis­tum zu ver­schlan­ken und zukunfts­fä­hig zu machen. Mar­kan­ter Mei­len­stein sei­nes über­diö­ze­sa­nen Wir­kens im Bereich Gesell­schafts- und Sozi­al­po­li­tik war das 1997 erschie­ne­ne gemein­sa­me Sozi­al­wort der katho­li­schen und evan­ge­li­schen Kir­che „Für eine Zukunft in Soli­da­ri­tät und Gerech­tig­keit“, das wesent­lich im Hil­des­hei­mer Bischofs­haus ent­stan­den ist. Sei­ne Fort­set­zung und Ergän­zung fand die­ses Sozi­al­wort in dem viel beach­te­ten und dis­ku­tier­ten Impuls­pa­pier „Das Sozia­le neu den­ken“, das eben­falls unter Homey­ers Feder­füh­rung ver­fasst und im Dezem­ber 2003 vor­ge­stellt wur­de. In Deutsch­land und Euro­pa hoch geach­tet Homey­er war ab 1989 Mit­glied und 1993 bis 2006 Prä­si­dent der Kom­mis­si­on der Bischofs­kon­fe­ren­zen der EU (ComE­CE) und Mit­glied im Prä­si­di­um des Rates der Euro­päi­schen Bischofs­kon­fe­ren­zen (CCEE), außer­dem 1995 bis 2004 Mit­glied der Kon­takt­grup­pe der Pol­ni­schen und der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Inner­halb der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz lei­te­te er seit 1986 bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung 2004 als Vor­sit­zen­der die „Kom­mis­si­on für gesell­schaft­li­che und sozia­le Fra­gen“ (K VI), der er seit 1983 ange­hört hat­te, und war 1984 bis 2004 Mit­glied in der „Kom­mis­si­on Welt­kir­che“ (K X), 1983 bis 2004 Mit­glied des evan­ge­lisch-katho­li­schen Kon­takt­ge­sprächs­krei­ses in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und 1986 bis 2004 Mit­glied der Gemein­sa­men Kon­fe­renz der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (DBK) und des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK). Inter­na­tio­nal und vor allem in Ost­eu­ro­pa war Dr. Josef Homey­er hoch geach­tet. Davon zeugt nicht zuletzt die Aus­zeich­nung mit dem „Offi­zier­kreuz des Pol­ni­schen Ver­dienst­or­dens“ am 26. März 2002 und die Ver­lei­hung des Ordens des Hei­li­gen Sava durch die Ser­bisch-Ortho­do­xe Kir­che am 1. Juni 2004. Der Fach­be­reich Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Han­no­ver trug ihm am 27. Novem­ber 2002 die Ehren­dok­tor­wür­de an. Am 30. Sep­tem­ber 2004 wur­de Homey­er die Nie­der­säch­si­sche Lan­des­me­dail­le und am 6. Novem­ber 2005 der Edith-Stein-Preis Göt­tin­gen ver­lie­hen. Sei­ne Bischofs­stadt Hil­des­heim mach­te ihren 69. Bischof am 27. Juni 2005 zum Ehren­bür­ger. Der Stadt an der Inners­te war Dr. Josef Homey­er seit sei­ner Bischofs­wei­he eng ver­bun­den. Auch die letz­ten Lebens­jah­re ver­brach­te der Eme­ri­tus lesend und schrei­bend am Hil­des­hei­mer Dom­hof. Oft und ger­ne reis­te Homey­er nach Ost­eu­ro­pa und setz­te sich dort für die Aus­söh­nung der Völ­ker und Reli­gio­nen ein. In Deutsch­land war der eme­ri­tier­te Bischof bis zuletzt ein gefrag­ter Red­ner und geschätzt als wacher Beob­ach­ter und schar­fer Ana­ly­ti­ker des Zeit­ge­sche­hens.

Das könnte dich auch interessieren...

Herbstfreizeit 2023

Herbstfreizeit 2023

Für 13 Kinder und 4 Betreuer:innen begann in der 2. Woche der Herbstferien die Herbstfreizeit im Gemeindezentrum St. Paulus in Oyten. Nach einer Stunde Zugverspätung richteten alle Kinder als erstes ihren Schlafplatz ein. Im Anschluss lernten wir uns bei einigen...

Herbstfreizeit 2023

Herbstfreizeit 2023

Für 13 Kinder und 4 Betreuer:innen begann in der 2. Woche der Herbstferien die Herbstfreizeit im Gemeindezentrum St. Paulus in Oyten. Nach einer Stunde Zugverspätung richteten alle Kinder als erstes ihren Schlafplatz ein. Im Anschluss lernten wir uns bei einigen...